Donnerstag, 28. Juni 2007

Grund 4: Weil buf im Gegensatz zu allen anderen konstruktiv mitmacht!

Ich beginne also mit meinem vierten Post und hatte versprochen, hier einen inhaltlichen Grund zu nennen. Der Vorteil eines solchen Blogexperimentes ist, dass es sich, wie die Romane, die am Ende des 19. Jahrhunderts in Magazinen erschienen sind, entwickeln und sich an die Ereignisse, die im Laufe der Entstehungszeit entstehen, anpassen kann. Und nun habe ich einen Slogan gesehen, der mich dazu veranlasst hat, doch noch was grundsätzliches zu buf zu sagen - und dabei nicht zum inhaltlichen Part überzugehen, sondern eben genau in diesem Übergang zwischen strukturellen und inhaltlichen Gründen zu bleiben.

Nun habe ich gesehen, dass die RCDS (ja, diese, die es vor ein Paar Jahren nicht mal geschafft hat, rechtzeitig ihre Listen abzugeben) den Slogan "Kooperation statt Konfrontation" zum Hauptspruch ihrer Kampagne ausgewählt hat. Nettes, aber naheliegendes Wortspiel. Mit dem sie verdeutlichen wollen, dass die derzeitige Mehrheitsgruppierung, buf, einen Konfrontationskurs mit der Unileitung führt, und dass sie die Kooperation inkarnieren würden. Sie wollen damit konservative, konfliktscheue Geister (also diejenigen, die noch der deutschen politischen Kultur der Nachkriegszeit verhaftet sind und 1968 noch nicht wahrgenommen haben) ansprechen, das ist aber schlicht und ergreifend falsch: Wir inkarnieren auch die Konfrontation, aber vor allem die Kooperation. Und sie inkarnieren die völlige Passivität und hochschulpolitische Unmündigkeit.

Es gibt im Wahlkampf, so wie in jeder Diskussion im menschlichen Miteinander, legitime und entgegengesetzte Argumente. Legitime und divergierende Weltsichten werden vertreten. Aber eine gut verstandene Toleranz in der Diskussion darf nicht bis zum gleichgültigen "anything goes" gehen: Es gibt Argumente, die einfach abzulehnen sind, und nicht, weil sie legitime, aber andere Sichten vertreten, sondern weil sie einfach inakzeptabel oder Lügen sind. Und die RCDS verbreitet nichts ausser demagogischen Lügen.

Ich will ihnen keine Bösartigkeit bei der Verbreitung dieser Demagogie unterstellen. Auch an ihrer intellektuelen Leistungsfähigkeit will ich nicht zweifeln. Was aber mit ihrem Wahkampf und ihrem Slogan verdeutlicht wird, ist, dass sie diese intellektuelle Leistungsfähigkeit nicht einmal eine Sekunde lang bei der Betrachtung der hochschulpolitischen Landschaft an unserer Uni angewandt haben. Hätten sie es gemacht, hätten sie erkannt, wie unsinnig der Vorwurf ist, wir würden nur einen Konfrontationskurs verfolgen. Unsinnig und für jemanden wie mich, der seit zwei Jahren Mandate im Namen von buf in mehreren Fakultäts- und Universitätsgremien übernommen hat, auch beleidigend, weil sie eine völlige Missachtung dieser jahrelangen Arbeit darstellt.

In der Tat ist unsere Arbeit im Rahmen von buf von einer Spannung geprägt: Einerseits ist die Lage der grössten Gruppe an dieser Universität (und die dynamischeste und innovativste würde ich behaupten), eine sehr mangelhafte. Vor diesem Hintergrund tendiert man manchmal zur Ohnmächtigkeit und zum Willen, die Kooperation aufzugeben. Andererseits muss man gerade in diesen Momenten der Schwäche an den anderen Pol der Spannung erinnern: Wir müssen diese schwache Stellung annehmen und auch die Herausforderung, aus dieser Stellung Gewinn zu ziehen, um durch informelle Gespräche, konstruktive Mitarbeit, usw. unsere Position zu stärken (siehe dazu mein Post "Unsere Macht vergrössern" im Bereich "Texte und Meinungen").

Der Freiburger Frühling war in der Tat ein durchaus sehr notwendiger Höhepunkt der Konfrontation. Manchmal muss man laut werden, damit man überhaupt gehört wird (und das werden diejenigen konservativen Geister, die noch der kleinkarrierten, konfliktscheuen deutschen politischen Kultur der Nachkrigeszeit verhaftet sind, nicht wissen). Aber in dem alltäglichen Miteinander muss man kooperieren, in der Tat. Und so hat sich buf seit dem Freiburger Frühling ständig darum bemüht, sehr konstruktiv mitzugestalten. Ich kann unzählige Beispiele dafür angeben. Ich denke an die Erarbeitung der Änderungsvorschläge der Gesetzesentwürfe zu den Studiengebühren im Rahmen der Anfragung der Landesregierung an die Universitäten vor dem Einbringen des Gesetzes in den Landtag, der selbst vom Leiter des Studentenwerkes hoch geschätzt wurde; ich denke an die Einrichtung eines in jedem Monat stattfindenden, einstündigen und sehr konstruktiven Gesprächs mit dem Rektor, das wir eingeführt haben; ich denke an die offene und sachorientierte, fruchtbare Diskussion, die wir im 12er-Rat geführt haben; ich denke an die konstruktive Mitarbeit bei der Gestaltung des Jubiläums, an der sich der u-asta kräftig beteiligt (und hier ist die Arbeit Felix Wittenzellners zu würdigen). Das sind die herausragendsten, durchaus aber nicht die Beispiele, wie tief, offen und konstruktiv unsere Mitwirkung an der Gestaltung der Universität ist: Konfrontation ist manchmal notwendig, aber Kooperation ist ebenso lebenswichtig. Das vertreten wir aus Überzeugung.

Und wo war die RCDS während dieser ganzen aufgelisteten Prozesse? Wo hat sie an der Universität kooperiert, ausser mit der Mutterpartei? Nirgendwo. Im Laufe meiner zweijährigen hochschupolitischen Arbeit habe ich nicht einmal eine Anfrage der RCDS erhalten. Es nutzt also nichts, uns vorzuwerfen, wir würden sie nicht einbeziehen: Sie haben niemals ein Interesse an den Prozessen, an denen wir sehr konstruktiv mitwirken, gezeigt. Ich hätte sie gerne informiert, konsultiert, miteinbezogen. So habe ich mit Fachschaften, Referaten im u-asta, individuellen KommilitonnInnen, Arbeitsgruppen, studentischen Vereinigungen, auch mit den JuSos, usw. offen gesprochen und sie mit ins Boot geholt. Aber die RCDS war nicht im geringsten interessiert, konstruktiv an der Verbesserung der Studienbedingungen unserer KommilitonInnen an der Universität mitzuwirken. Und so, aus Unwissenheit dessen, was sich an unserer Hochschule ereignet, sind sie zu diesem Slogan gekommen - nett, aber eine blanke Lüge. Und so sind sie zum Beispiel jetzt auf den Gedanken gekommen, die 24-Stunden lange Eröffnung der UB zu fordern. Nett, aber hätten sie bei der Gestaltung unserer Uni kooperiert, hätten sie erfahren, dass dies eine längst besprochene Sache ist.

Deswegen ist buf das beste Instrument zur Verteidigung und Verbesserung der Lage der Studierenden an unserer Universität: Weil wir wissen, wann wir laut werden müssen, um uns Verhör zu verschaffen. Aber wir sind auch davon überzeugt, dass die alltägliche konstruktive Mitgestaltung zentral ist. Und im Gegenteil zu den anderen Gruppen sind wir nicht nur davon überzeugt, dass dies wichtig ist, sondern wir handeln auch nach diesem Prinzip.

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