Dienstag, 26. Juni 2007

Grund 2: Erfarungen in dem fachschaftsbasierten u-Modell

Gestern habe ich mit den strukturellen Gründen angefangen und das Fehlen einer verfassten Studierendenschaft noch einmal kritisiert, aus meiner persönlichen Perspektive. Im Hinblick auf dieses Manko, stellt sich nun die Frage, wie man darauf reagieren soll. Es gibt mehrere Vorschläge, wie man die Vertretung der Studierenden artikulieren soll, um diesen undemokratischen und auch ineffizienten Zustand an den baden-württembergischen Hochschulen zu beheben. JuSos und buf, zum Beispiel, bieten andere Alternativen.

Das fachschaftsbasierte Modell von buf ist meiner Meinung nach das Beste. Dies kann man mit langatmigen, theoretischen Diskussionen begründen - hier möchte ich allerdings einen anderen Weg verfolgen: Den der Erfahrung. Meine Arbeit als Fachschaftsmitglied, als FSK-Vertreter meiner Fachschaft, als Senatsmitglied und als Mitglied des 12er-Rates bekräftigt mich in meiner Überzeugung, dass das von buf vertretene, fachschaftsbasierte Modell die beste Form ist, um die Interessen der Studierenden zu vertreten und auch nah an den Studierenden zu bleiben.

Es gibt zwar Probleme; manchmal musste ich im Rahmen meiner Arbeit neue Kommunikationskanäle eröffnen, weil ich ansonsten einen schwierigen Weg zu den Informationen gehabt hätte, die für mich relevant waren (als es zum Beispiel um Berufungsverfahren in den jeweiligen Fachbereichen ging, die im Senat abgestempelt werden müssen, und es dabei ging, die Fachschaften im jeweiligen Fachbereich zu kontaktieren, um deren Meinung zu hören). Diese Kommunikationskanäle werden allerdings immer mehr verbessert. Insgesamt zeigen aber mehrere Beispiele, dass dieses Modell das Beste ist. So kann der 12er-Rat als Anerkennung der Effizienz dieses Modells betrachtet werden. Während JuSos und andere meckern und sich in demokratietheoretische Abschweifungen über unser Modell verlieren, hat der Rektor (auch ohne sich darüber bewusst zu sein) uns Recht gegeben: Als es darum ging, über die Studiengebührenverteilung zu sprechen, hat er ein fachschaftsbasiertes Gremium einberufen. Und am Anfang der ganzen Diskussionen stand auch eine "FSK mit dem Rektor": Um sich eine gute Kommunikation mit den Studierenden zu sichern, hat er in Zusammenarbeit mit den studentischen Senatsmitglieder der Legislaturperiode 2005/06 (damals war ich mit Anna, Lukas und Maria im Senat) ein Treffen mit den Vertretern aller Fachschaften (und dabei handelte es sich um die u-Fachschaften) einberufen. Die Erfahrung war positiv, und sie wurde auch mit dem Besuch von dem Prorektor für Angelegenheiten des Studiums, Herrn Volz, in der FSK fortgesetzt. Auch wenn die Universitätsleitung unser Modell nicht teilt - durch praktisches Handeln haben auch sie gezeigt, dass es die beste Form ist, mit den Studierenden in Kontakt zu bleiben.

Dies möchten die JuSos bestreiten, allerdings ist ihre Position völlig unglaubwürdig. Dies ist so, weil sie rent-seeking betreiben: Sie nutzen ein System und ziehen Vorteile daraus, ohne sich dabei an den Kosten des Funktionierens dieses Systems zu beteiligen. Sie sind eigentlich bei ihrer hochschulpolitischen Arbeit völlig von unseren Strukturen abhängig, und alle Erfolge, die sie als Senatsmitglieder oder Hochschulgruppe verbuchen können, haben sie in Zusammenarbeit mit uns und nur so erreichen können. Ich habe so während meiner Zeit im Senat erfahren, wie die JuSos Wahlkampf mit Projekten gemacht haben, die eigentlich vom u-asta getragen worden waren, und wo sie nur eine Position des "Mitmachens" eingenommen haben. Sie wollen also in theoretischen Abschweifungen unser Modell diskreditieren - bei ihrem Handeln verdeutlichen sie allerdings, dass auch sie keine Alternative bieten und unser Modell nutzen.

Vor diesem schlechten Zustand des Mangels an einer verfassten Studierendenschaft an unserer Hochschule ist also unser Vorschlag der beste und der effizienteste. Und dies zeigt nicht nur unsere demokratietheoretische Position, sondern auch die Erfahrung und das Handeln derjenigen, die sich als die gewichtigsten Gegner dieses Systems verstehen wollen: Unileitung und JuSos.

3 Kommentare:

Anna hat gesagt…

Also als ansonsten grammatikalische Lektorin möchte ich auf folgenden meiner Meinung nach schwachen Punkt in der Argumentationsweise zu Grund 2 hinweisen. Dabei möchte ich allerdings nicht die Argumentationsziele und das u-Modell kritisieren, da ich es selbst als unterstützenswert erachte. Nun zu dem kleinen Punkt. Die Tatsache, dass das Rektorat sich auf die u-Struktur beruft, liegt doch wohl daran, dass es in der letzten Zeit keine andere gegeben hat, das muss aber nicht heissen, dass es dadurch indirekt dieses Modell befürwortet. Nichtsdestotrotz kann man nicht abstreiten, dass das u-Modell eine gute Basis für eine Zusammenarbeit mit anderen Gremien und Repräsentanten bietet.

Anonym hat gesagt…

Das Rektorat hätte durchaus andere Möglichkeiten gehabt: Z.B. auf den Fachschaftsrat, also die studentischen Fakultätsratsmitglieder, zurückzugreifen. Oder es mit den Senatorinnen und Senatoren aushandeln. Einen Grund für diese Vorgehensweise muß es also gehabt haben…

Was die Jusos angeht, so schlagen ihre Argumente nicht durch. Neben den Punkten, die Bertran angesprochen hat, möchte ich dies an einem ihrer aktuellen Plakate (5 gute hochschulpolitische Gründe am 3. Juli Jusos zu wählen) erläutern:
1. Ein allgemeinpolitisches Mandat braucht eine breite Basis: Es kommen etwa 40% der Fachschaften in die FSK, darunter auch die großen Fachbereiche wie Geschichte und Jura. Eine Ausgrenzung von Gruppen findet nicht statt, da die Jusos eben in diesem System mitarbeiten, wie Bertran schon dargelegt hat. Zudem sei an die Versuche des RCDS erinnert, in der Mitte der 90er jahre die Fachschaften mit eigenen Listen zu unterwandern. Einziges Überbleibsel dieses Versuchs ist die FS-Gruppe Ju§tu§ in der 2. Fakultät. Zu guter Letzt: Auch heute noch arbeiten RCDSler vereinzelt in den u-Fachschaften mit.

2. Pluralismus sollte wqenigstens an der Hochschule gefragt sein, deshalb: Keine Traditions-Einheitslisten für den bloßen Machterhalt: Analog dazu könnte man auch fordern, daß die CDU bei den nächsten Landtagswahlen nicht mehr antritt, weil die SPD doch auch mal regieren will. Es geht bei Wahlen stets darum, Macht zu erhalten im Sinne von bekommen, um damit die Studierendeninteressen zu verwirklichen. Der große Unterschied zwischen buf und Jusos ist eben, daß die buf-Listen niemanden ausgrenzen (siehe 1.) und der Pluralismus jede Woche in der FSK stattfindet und überprüft wird.

3. Kein Aktionsdemokratismus […] unter der Prämisse "Nur wer sich bei uns engagiert, darf mitentscheiden!": Wer darf denn in einem Studierendenparlament (StuPa) mitentscheiden? Die, die sich dermaßen in hochschulpolitischen Gruppen engagieren, daß sie auf Wahllisten kommen. Und von denen noch nicht mal alle, sondern nur die 15, 20 oder 25 Leute, für die Sitze da sind. Da bietet das jetzige u-Modell erheblich mehr Chancen, sich zu beteiligen!

4. Keine ausschließliche Verquickung von Fachbereichs-Lobbyismus und allgemeiner Hochschulpolitik: Soll ich dieser Aussage entnehmen, daß „richtige“ allgemeine Hochschulpolitik nur von Parteien gemacht werden kann? Fakt ist, daß die Uni nicht aus hochschulpolitischen Gruppen besteht, sondern aus Fachbereichen. In denen machen wohl alle Studierenden ähnliche Erfahrungen und haben ähnliche Probleme. Daher sollten meines Erachtens diejenigen Hochschulpolitik machen, die einerseits näher an den Studierenden dran sind und andererseits die gesamte Uni und nicht nur eine Strömung in der Uni darstellen.

5. Rätesysteme sind nur auf dem Papier ideal, in der Realität aber produzieren sie nur Intransparenz und Chaos: Hier möchte ich auf die Satzung der unabhängigen Studierendenschaft verweisen, die das Fertigen von Protokollen zu jeder Sitzung und deren Veröffentlichung und Archivierung über sieben Jahre vorschreibt. Nachzuprüfen unter www.u-asta.de/protokolle
Soviel zur Intransparenz, nun zum Chaos: Als Beispiel sei hier die Organisation und Verwaltung des Treuhandkontos im Wintersemester genannt. Niemand ist aufgrund seiner Teilnahme am Boykott exmatrikuliert worden. Dafür haben wir geschuftet – eine Chaostruppe hätte das nicht geschafft.

So, nun hätten wir auch den theoretischen Ansatz abgearbeitet. Und wer bis hierher gelesen hat, hat sich ein Eis verdient…

Anonym hat gesagt…

zu Punkt 2 der hermännischen Widerlegung der guten Gründe der Jusos warum sie toller sind:

weil die SPD doch auch mal regieren will.

Ausserdem versuchen die Jusos doch damit Stimmen zu fangen, dass sie eine vermeintliche 61jährige historische Kontinuität ihrer Präsenz in den Gremien der studentischen Selbstverwaltung reklamieren.