Mittwoch, 4. Juli 2007

Präsentation

Ich bin Bertran Cazorla Rodríguez und möchte buf mit diesem Blog unterstützen. Dazu will ich folgendes unternehmen: An jedem Tag in diesem Wahlkampf, der heute, Montag, der 25. Juni, beginnt und am Wahltag am nächsten Dienstag, den 3.7., endet, werde ich euch einen Grund nennen, der mich dazu führt, buf zu wählen. Über diesen Grund könnt ihr gerne anhand eurer Kommentare diskutieren.

Darüber hinaus könnt ihr eure weiteren Gründe und weitere Anmerkungen im Post "Forum" angeben und euch die Hintergrundsinformationen anschauen und kommentieren, die ich euch in den weiteren Posts bereitsgestellt habe.

Ich hoffe, mit dieser Initiative zur Bereicherung und Verstärkung der - zugegebenermassen recht lahmen - hochschulpolitischen Diskussionen bei den Studierenden an unserer Universität beitragen zu können. Und damit ein Hauptziel von buf, nämlich die Verstärkung der demokratischen Auseinandersetzung bei den Studierenden, zu bekräftigen.

Abschied

Schon zwei Tage her sind die Wahlen gewesen, die vorlaeufigen Ergebnisse liegen laengst vor und es ist somit die Zeuit, diesen Blog zu schliessen. Und indem ich diesen vor eineinhalb Wochen geschaffenen virtuellen Raum schliesse, schliesse ich auch symbolisch und zum Teil, am Ende meines Studiums, mein hochschulpolitisaches Engagement an der Uni Freiburg. Diese Wahlen sind auch diejenigen Wahlen gewesen, bei denen ich nicht mehr angetreten bin und somit wurden die Mitglieder einer neuen Legislatur gewaehlt, an der ich nicht mehr vertreten sein werde, sei als als Senats-, als AStA- oder als 12er-Ratsmitglied. Jetzt bleibt nur, die angefangene Arbeuit abzuschliessen, um sie mit einem guten Gewissen an die Neuen weiterzuleiten.

Und nun muss ich zum Teil diesen Abschluss mit einem Hauch Enttaeuschung unternehmen. Nicht nur deswegen, weil ich im hochschulpolitischen Alltagsgeschaeft nicht immer die Standpunkte von buf durchsetzen koennte. Dass dies nicht immer moeglich ist, ist selbstverstaendlich in jeder nicht (immer) autoritaer geleiteten Einrichtung und auch wenn man Vertreter der trotzdem groesste, und sicher auch dynamischeste Gruppe der Universitaet: Die Studierenden. Als ich meine Taetigkeit auf Universitaetsweiter Ebene angefangen habe, habe ich mit der Ablehnung von Studiengebuehren angefangen. Und ich habe gesehen, wie wir Schlacht um Schlacht verloren haben. Trotzdem sind wir mutig geblieben und haben es versucht, die schlechte Lage mit Realismus zu verwalten, um daraus das wenigste Schlechte fuer die Studierenden zu machen. Diese Enttaeuschungen waren aber erwartbar und ich nehme sie auch hin.

Die groesste und fuer mich persoenlich schlechter hinnehmbare Enttaeuschung bezieht sich auf meine KommilitonnInnen und zum Teil auch andere Universitaetsgruppen. Die geringe wahlbeteiligung und die Tatsache, dass sich (bis auf die fuer mich erfreuliche Verringerung des Wahlanteiles der JuSos) bei den Wahlergebnissen wenig geaendert hat. Dass die neue Linke auch neue Stimmen erhalten wuerde, war leider auch erwartbar, so das nicht mal das laesst die Konitinuitaet der Ergebnisse in Frage zu stellen. Geringe Beteiligung, und auch eine auffaellige Kontiuintaet: Die Wenigen, die waehlen, tun es aus Gewoehnung und nicht aus Ueberzeugung. Auch die geringe Beteiligung an diesem blog unterstreicht diese Ebntaeuschung. Trotz der Werbung, auch der persoenlichen Ansprache, der Mailketten, der Plakate, usw., haben insgesamt vier Leute sich getraut, Kommentare zu schreiben - und dabei waren drei davon Leute, die dem Projekt nahe standen! Ich habe viele KommilitonInnen gehoert, die behaupten, sie wuerden den Blog lesen. Kommentiert hat es aber ehrlich gesagt beinahe niemand.

Diese geringe Freude an der Diskussion unserer gemeinsamen Angelegenheiten habe ich im Laufe meiner Beteiligung an der Gestaltung unserer Hochschule auch bei anderen Gruppen beobachten koennen: Von Professoeren bis hin zu nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern, ich habe immer besehen, wie die wenigsten sich dafuer interessierten, was mit ihrem Studien- oder Arbeitsenirichtung passiert,k wie sie sich entwickelt, vor welchen Herausforderungen sie steht, und, vor allerm, wie man gemeinsam diese Heruasforderungen loesen kann. Hier teile ich vielleicht einen Geist mit dem rektor, der sich offensichtlich fuer diese Fragen begeistert. Und ich fuehle, dass die KommilitonInnen, die dies teilen, eine auffallende Minderheit darstellen (nicht mal alle dieser 13%, die zur Wahl gegangen sind). Und dabei sprechen wir von der vermeintlich dynamischesten und interessiertesten Gruppe der Gesellschaft: Die AkademikerInnen.

Und auf diese Enttaeuschung bezieht sich mein Kommentar: Auf die Einsicht, wie schwierig es ist, diese Menschen fuer die oeffentliche Diskussion der Probleme, die sie angehen, begeistern zu koennen. Aber trotzdem werde ich dabei bleiben. Aus dieser Zeit habe ich vieles gelernt: Kommunikationsfaehigkeit, Diskussionsfreude, vernuenfitiges und ergebnisoffenes Diskutieren und, nicht zuletzt, auch deutsche Gruendlichkeit bei der Planung von projekten und Aktionen. Und dies hat mich ziemlich tief gepraegt und wir mir auch spaeter folgen.

Ich verabschiede mich also, und wuensche mir dabei vieles, aber vor allem eine aktivere und diskussionsfreudigere Studierendenschaft. Jetzt stehe ich in Edinburg, und ich kann sogar in diesem extremen Norden mit einer beeindrueckenden schoenen und anderen Licht noch das Horizont um ein Uhr hier, zwei Uhr in Europa erahnen. Wo dieser fuer mich fuehrt? Weiss ich noch nicht genau, aber jetzt gehe ich ins Bett: Heute habe ich den einzigen Katalanen kennengelernt, der bei der independentistischen SNP-Fraktion, also fuer die jetzige Regierungsfraktion im schottischen Parlament arbeitet und morgen werde ich ihm treffen, um dieses Parlament (sein Arbeitsort) zu besuchen.

Montag, 2. Juli 2007

Nebenanmerkung

So, ich habe schon gewählt: Heute Mittag war ich im Rektorat und habe die Briefwahlunterlagen ausgefüllt und abgegeben.
Ich habe mich dieses Jahr für die Briefwahl entschieden, weil ich in einer Stunde einen Zug Richtung Ruhrgebiet nehmen werde, wo ich einige Tage bleiben werde. Und danach werde ich weiter nach Schottland fahren.
Trotzdem werde ich versuchen, mein Versprechen einzuhalten und jeden bis zum Wahltermin verbleibenden Tag einen neuen Grund für buf anzugeben (und wie ihr auf dem Foto seht, versuche ich bereits im Zug, mein Versprechen einzuhalten). Und ich würde mich freuen, wenn ihr diese Posts rege kommentieren würdet!

Viele Grüsse!

Grund 8: Weil buf radikaldemokratisch ist!

Nun ist es schon Dienstag auf dem Kontinent, also der Wahltag, noch nicht aber auf den britischen Inseln, auf denen ich mich befinde. Und so gehe ich meiner am Anfang der letzten Woche angefangenen Verpflichtung nach und schreibe meinen letzten täglichen Post vor der Wahl. Ich habe im Laufe dieser Woche strukturelle Gründe, die für buf sprechen, aufgeführt, um später diese Gründe anhand zweier konkreter Beispiele der im letzten Jahr geleisteten inhaltlichen Arbeit zu verdeutlichen. Und danach habe ich meinen Blick auf die Opposition gerichtet, um deren Standpunkte unter die Lupe zu nehmen und zu zeigen, warum sie keine ernsthafte Wahlalternative zu buf darstellen. Und womit soll ich heute enden, also wie soll ich diese Betrachtung krönen? Ich habe im Laufe dieser Woche versucht, meine buf-Verteidigung immer mit einem persönlichen Hauch zu versehen. Nur so ist ein solcher Blog sinnvoll, da wir uns hier ansonsten auf die ewige Wiederholung derselben Argumente beschränken müssten. Und deswegen denke ich, dass eine persönliche Erörterung auch die beste Form ist, diesen Blog, diese Betrachtung, abzuschliessen. Ich wende mich also höchst persönlichen Pfaden zu, und lade euch ein, mich dabei zu begleiten.

Nun bin ich in Edinburgh, der schottischen Hauptstadt, unweit von dem höchst modernen, vom vor kurzem verstorbenen katalanischen Architekten Miralles designten Parlament: ein Zeichen der Devolution und der wiedererlangten Autonomie Schottlands. Und hier erinnere ich mich an die morgige Wahl in Freiburg aus einer völlig anderen, generellen Sicht. So wie ich gestern meinen Aufenthalt in Köln mit der Wahl verbunden habe, so werde ich sie heute mit meinem neuen Aufenthalt verbinden. Und dabei meine Beteiligung an diesem Wahlkampf und auch meine hochschulpolitische Tätigkeiten in einen Sinnrahmen stellen, um sie in meine Lebenswelt zu integrieren. Daraus hoffe ich nicht nur persönlich Gewinn daraus zu ziehen, sondern auch ein neues, originelles und sehr generelles Argument für buf zu entwickeln.

Nun muss ich oft erzählen, dass ich links und patriotisch (katalanistisch) bin, und dies ist in Deutschland, mit seiner Vergangenheit, nicht einfach (siehe dazu den Post "Aus dem Grenzgebiet", der im u-asta erschienen ist und aufgeregte Kommentare einiger KommilitonInnen verursacht hat, die etwas schockiert über den Text waren). Oft werde ich von deutschen Linken in folgendes Muster gestellt: OK, ich sei patriotisch eingestellt, aber ich sei "republikanisch-patriotisch" (im Gegenzug zum völkischen Nationalismus), also eher durch eine französische Nationsidee geprägt. Nach dieser Einordnung wird mir verziehen, dass ich so sei mit dem Argument, ich würde aus einem anderen Land kommen und dies sei in Deutschland nicht möglich.

Das trifft die Sache aber nicht. Bei mir geht es nicht um einen republikanischen oder völkischen (und dieser ist ohne Zweifel abzulehnen), sondern um einen emanzipatorischen Patriotismus: Es geht darum, die erfundenen Grenzen der Gemeinschaft zur Diskussion zu stellen, den Feind, der erst die Konstitution einer solchen politischen Gemeinschaft möglich macht, in ein agonistisches Spiel miteinzubeziehen und dadurch zum Kontrahenten innerhalb der Gemeinschaft zu machen. Hier in Schottland fühle ich mich besser verstanden.

Und was hat all dies mit der Wahl überhaupt zu tun, werden sich viele Leser fragen. Nun bin ich patriotisch in diesem Sinne eingestellt, weil dies für mich eine radikaldemokratische Haltung ist, die dazu in der Lage ist, alle Grenzen potentiell in Frage zu stellen (auch wenn dies nie so ist und sein kann). Diese ist eine Haltung, die sich darum bemüht, sich ständig zu fragen, ob die vorhandenen Strukturen die besten sind, um eine Anteilnahme aller Beteiligten zu ermöglichen, und die bereit ist, alte Gewissheiten in Frage zu stellen. Und aus dieser radikaldemokratischen Haltung heraus, unterstütze ich auch buf: Die Existenz einer solchen Liste in unserer Universität, die ein besseres Vertretungsmodell als der beschnittene AStA repräsentiert, ist für mich nicht nur ein Zeichen einer positiven Orientierung an den Prinzipien der Direktdemokratie in einer Einrichtung mittleren Ausmasses, die diese Orientierung noch möglich macht, sondern auch ein radikaldemokratischer Versuch.

Es ist so, weil buf sich nicht darauf beschränkt, universitätsfremde Strukturen einfach, automatisch, zu übertragen. Ich habe schon in früheren Posts dargelegt, wie die parteipolitischen Gruppierungen unfähig sind, die Interessen der Studierenden zu vertreten. Sie sind zu tief in ihren universitätsfremden Strukturen verankert, so dass sie sich das ganze Jahr lang mit anderen Fragen beschäftigen, um dann die Uni eine Woche lang zu zuplakatieren und sie dann am Mittwoch nach der Wahl wieder zu verlassen. Sie hören "Wahlkampf!" und machen mit, weil sie es von ihren älteren Paretigenossen gelernt haben, auch wenn sie offensichtlich nicht genau wissen, worum es dabei geht. Im Gegensatz dazu versucht buf, nicht in unifremden Strukturen zu verharren, sondern deren Funktionalität für die Studierendenvertretung zu überprüfen und in Frage zu stellen. Dabei werden neue Strukturen entwickelt, die eine Vertretung viel besser ermöglichen. Und es ist auch wichtig, dass diese neue Strukturen offen genug sind, um eine Selbstreflektion und eine ständige Anpassung zu ermöglichen. Deswegen ist der Vorwurf sinnlos, wir seien undemokratisch oder zu starr: Im Gegenteil beweisen Klausursitzungen, VVs, usw., dass buf die Gruppierung ist, die am ehesten dazu in der Lage ist, sich an geänderte Kontexte anzupassen, vielleicht gerade deswegen, weil sie nicht von grösseren Parteistrukturen und Traditionen abhängig ist.

buf ist nicht nur demokratischer im klassischen Sinne, sondern auch radikaldemokratischer, indem es eine ständige Offenheit und Anpassung an veränderte Kontexte ermöglicht. Dies ist auch der Grund weswegen die Grüne Jugend ein hohes Mass an inhaltlicher Kohärenz zeigt, wenn sie bei einer solchen Liste auftritt. Sie haben sich nämlich die Demokratie und die Förderung der Ausweitung der demokratischen Formen als Grundsatz des Umgangs miteinander in ihre Fahnen geschrieben. Diese Prinzipien verraten sie auch nicht aus falsch verstandenem parteipolitischen Interesse. Und dies ist auch letztlich der Grund, weswegen der Vorwurf, buf sei ein veralteter, verschlossener Dinosaurier, in seinen Grundlagen falsch ist.

buf, als ein emanzipatorischer Patriotismus, erlaubt es nämlich, die Grenzen unserer Gemeinschaft immer weiter zu öffnen, und dies heisst im Campus, immer mehr Studierende bei der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, die diese Studierenden betreffen, miteinzubeziehen, statt sich in parteipolitischen Kämmerlein einzuschliessen.

Deswegen, sei es aus strukturellen, aus inhaltlichen, oder aus grundsätzlichen Gründen: Wählt heute, Dienstag, buf!

Nebenanmerkung: Papierflut steigert nicht die Wahlbeteiligung!

Und ich will heute noch was sagen. Am Ende meines letzten Postes (Grund 6) habe ich von der Papierverschwendung im Rahmen des Wahlkampfes gesprochen. Nun werden einige Leser schon an anderen Stellen dieses Bloges während dieser Wahlkampfwoche beobachtet haben, dass ich mich auch eine unabhängige Position erlaube, die auf Probleme innerhalb der u-Strukturen hinweist und die öffentliche Auseinandersetzung mit diesen Problemen nicht scheut: Als ich mich am Anfang der Kampagne entschlossen habe, diesen Blog anzufangen, habe ich es mit der Hoffnung gemacht, ihn nicht als "Parteisoldat" zu schreiben. Ich kandidere nicht mehr. Ich unterstütze buf hier aus der Perspektive eines Studierenden, die zwei Jahre lang und immer noch buf-Mandate übernommen hat. Dies hat mir Erfahrung gegeben, die es mich ermöglicht, offensichtliche Vorteilen der u-Struktur zu erkennen. Aber auch deren offene Fragen.

Und es gibt im Wahlkampf ein Aspekt, der mich stört. Und an diesem Aspekt ist buf genauso wir die anderen Gruppierungen beteiligt. Ich meine hier die riesige Papierverschwendung, die der Wahlkampf im Gange setzt. In der Tazt ist die Wahlbeteiligung unter unseren KommilitonInnen sehr niedrig; sogar deprimierend wenn man bedenkt, dass diese angehende AkademikerInnen eigentlich zu demjenigen Gesellschaftsteil gehören, der sich angeblich am meisten um ihr gesellschaftspolitischen Umfeld kümmert. Dies ist anhand der Wahlbeteilung offensichtlich zu bezweifeln. Aber die Papierflut in den Gängen und Säalen der Universität wird nicht helfen, dieses Problem zu beheben - im Gegenteil: Kommentare unbeteiligter KommilitonInnen lassen mich stets erkennen, dass sie sich von einer solchen "Wahlkampfhysterie" eher entfremdet werden.

Selbstverständlich muss man zugeben, dass das Problem nicht einseitig von einer Gruppierung gelöst werden kann. Wir stehen vor einem Problem der kollektiven Irrationalität bei der individuellen Rationalität: Keine Gruppe will in ihrer Propaganda hinterherhinken, und so kleben alle fleissig die Wände unserer Universität zu. Dies lässt sich nur durch einen Kompromiss, also durch eine gemeinsame Bindung an einer Kürzung der Plakate lösen.

Aber genau hier mangelt es an Wille bei den jeweiligen Gruppierungen. Jedes Jahr wird im rahmen des AStAs im Vorfeld der Wahlen versucht, der Kopierkontingent der Gruppen zu mindern - allerdings ohne Erfolg. Dies habe ich im Laufe meiner zwei Jahre im AStA (2005/06 und 2006/07) erlebt. Dieses jahr schien die Hoffnung auf eine Einigung gross, allerdings konnte sie wieder nicht erzielt werden. An dieser Kompromissunfähigkeit leiden am Ende die Umwelt und das politische Engagement und Wahlbeteiligung der meisten KommilitonInnen: Deswegen ist ein Umdenken dringen notwendig, um unsere Energien an diesem Punkt besser zu dosieren. Schliesslich konnten dann die gesparten Ressourcen für eine umfassendere politische Bildung unserer KommilitonInnen umgesetzt werden.

Sonntag, 1. Juli 2007

Grund 7: Glaubt ihr an die Heiligen Drei Könige? Oder: Gibt es überhaupt eine Opposition?

Nachdem ich bisher strukturelle und inhaltliche Argumente für buf vorgetragen habe, werde ich mich im Endspurt des Wahlkampfes den anderen Wahlalternativen zuwenden, die sich auch zur Wahl stellen. Dabei werde ich einige Kritiken und Ideen bündeln, die schon in anderen Posts vorgekommen sind. Mit dieser Betrachtung der Opposition möchte ich zeigen, dass es auch wirklich keine ernstzunehmende Alternative zu buf gibt - noch ein Grund neben den vielen schon vorgetragenen, positiven Argumenten - um diese Listen zu unterstützen.

Und nun werde ich mit einer kleinen Erinnerung anfangen. Heute Nachmittag werde ich die erste große deutsche Stadt besuchen, in der ich während meines ersten Aufenthaltes in diesem Land im Rahmen eines Austausches mit einer Realschule aus Solingen vor genau zehn Jahren gewesen bin: Köln. Als atheistischer, aber kulturkatholisch geprägter Mensch freue ich mich schon darauf, die vermeintliche Grabstätte der Heiligen Drei Könige in dem grossartigen Kölner Dom wieder besichtigen zu können. Dieses Symbol hat eine grosse Bedeutung für mich, weil es mich an eine Tradition meines Heimtlandes erinnert, die ich sehr schön finde. In Spanien werden die Weihnachtsgeschenke nämlich erst in der Nacht vom 5. zum 6. Januar verteilt, und zwar von diesen drei alten, weisen, immer gutmütigen und heutzutage auch das friedliche Miteinander der Kulturen inkarnierenden Gestalten: Melchior, Kaspar und Balthasar. Sie kommen am 5. Januar in jedem Ort auf Kamelen, mit dem Schiff oder sogar mit einem Hubschrauber an, nachdem ihre Pagen einige Wochen lang die Wünsche der Kinder gesammelt haben; sie ziehen in grossartigen Umzügen durch die Strassen der spanischen Städte, werden von den Pasodoble spielenden Dorf- und Stadtorchestern begleitet, werden von den OberbürgermeisterInnen im Empfang genommen, halten Reden auf den Balkonen der Rathäuser, wo sie die Kindern daran erinnern, dass sie sich gut verhalten und von ihrer Reise aus dem Orient berichten sollen, die von Bildern der Armut und des Kriegs geprägt worden sind und sie zu einem solidarischen Bewusstsein bewegt haben. Und in den spanischen Häusern lassen die Kinder ihre Schuhe vor der Tür, neben drei Gläser Schnapps für Ihre Königlichen Hochheiten und etwas hartem Brot für deren Kamele. Und am 6. Januar wachen die Kinder in voller Vorfreude auf die Geschenke auf, die Ihre Majestäten bei ihrem Besuch hinterlassen haben. Dann feiern die Familien zusammen den letzten Weihnachtsfeiertag, während sich die drei Könige schon auf dem Weg zurück in ihre Heimat im Orient befinden, um sich dort im Laufe des Jahres zu erholen und alle Vorbereitungen für das nächste Jahr zu treffen.

Und nun kann man die Opposition mit den Heiligen Drei Königen vergleichen. Aber während diese drei Gestalten aus dem Orient Freude, Hoffnung und Gutmütigkeit verteilen, kommen die Gruppen aus der Opposition eine Woche vor dem Wahltag, um demagogische Sprüche auf ihren Plakaten zu verteilen. Den Rest des Jahres sitzen sie auf ihren Bänken im AStA und schlafen.

Im Laufe meiner zweijährigen Übernahme von buf-Sitzen im AStA konnte ich dies sehr genau beobachten - und ich habe mir sehr oft, beinahe in jeder Sitzung, eine ernste und harte Opposition für buf erwünscht, von der nie etwas zu spüren war. Die Mandatsträger der JuLis sind oft nicht erschienen, auch unregelmässig war die Teilnahme von der RCDS. Dass auch buf-Mandatsträger nicht immer anwesend waren, ist zu bemängeln. Diese Abwesenheit wird aber bei schwerwiegenden Fällen durch die Tatsache vertretbar, dass buf auch andere Mandatsträger hat, um ihre Standpunkte zu vertreten. Wenn aber der einzelne Mandatsträger von einer kleinen Gruppe fehlt, bedeutet dies, dass alle Wähler dieser Gruppe ihrer Vertretung beraubt werden - und zwar nicht vom bösartigen, undemokratischen buf, sondern von ihren Vertretern selbst!

Aber auch bei ihrer Anwesenheit habe ich mich nach einer Opposition gesehnt. Manchmal wachen sie von ihrem einjährigen Schlaf auf und stellen einige Fragen, manchmal auch sogar mit kritischem Anspruch. Diese Fragen verdeutlichen aber nur, dass sie sich vor der Sitzung sehr mangelhaft vorbereitet haben, und dass sie eher wenig Ahnung darüber besitzen, was genau in ihrer Hochschule passiert. Ich habe sogar oft den Eindruck, dass einige Mandatsträger ihr Stimmverhalten genau eine Minute vor der Abstimmung entscheiden. Und so kann sich die Antwort des AStA-Vorsitzenden von buf auf die Aufklärung von Sachfragen beschränken. Sehr selten habe ich im Laufe von diesen zwei Jahren erlebt, dass der Vorsitzende oder andere buf Vertreter wirklich in die Enge getrieben worden wären, weil die Fragen der Opposition einfach und schnell beantwortet werden konnten.

Dies sei aber so, weil buf zu intransparent sei und die Informationen nicht richtig vermittelt würden, würden sie jetzt antworten, wenn sie sich trauen würden, Kommentare in diesen Blog zu schreiben (die Einladung hierfür haben sie erhalten). Dagegen kann man sie daran erinnern, dass unsere FSK-Sitzungen öffentlich sind, und dass der Vorstand immer genau und präzise geantwortet hat, wenn ihm Fragen gestellt wurden. Aber man muss eben diese Fragen stellen. Der Vorwurf, wir seien intransparent, ist unglaubwürdig und verdeutlicht nur noch einmal mehr die hochschulpolitische Inkompetenz und das Desinteresse der hoschschulpolitischen Parteien. Wie ich schon gesagt habe, sind diese Jugendorganisationen der Parteien ungeeignet, die Interessen der Studierenden zu vertreten - dafür stecken sie zu tief in parteipolitischen Auseinandersetzungen, um sich wirklich um ihre Sitze im AStA kümmern zu können.

Und so bin ich immer wieder sehr überrascht, wenn ich im Wahlkampf ihre Plakate und ihre Vorwürfe lese. In Spanien fangen die Kinder mit etwa sieben, acht, neun Jahren an, sich zu fragen, was hinter den Heiligen Drei Königen steckt, wer wirklich die Geschenke an den Eingang der Wohnungen stellt. Und ich habe während meiner zweijährigen Anwesenheit im AStA ganz genau erleben können, was aus den Opppositionsgruppen nach ihren harten Wahlkampfparolen nach dem Wahltag wird: Eine schläfrige, unvorbereitete, demotivierte Opposition. Es muss also darum gehen, ihre Wähler darüber aufzuklären. Studierende sind schon zu alt, um an ein einwöchiges Wunder, das einmal im Jahr stattfindet, zu glauben.

Und jetzt geht's nach Düsseldorf und Köln, um den Aufenthaltsort der Heiligen Drei Königen zu besuchen!