Sonntag, 1. Juli 2007

Grund 7: Glaubt ihr an die Heiligen Drei Könige? Oder: Gibt es überhaupt eine Opposition?

Nachdem ich bisher strukturelle und inhaltliche Argumente für buf vorgetragen habe, werde ich mich im Endspurt des Wahlkampfes den anderen Wahlalternativen zuwenden, die sich auch zur Wahl stellen. Dabei werde ich einige Kritiken und Ideen bündeln, die schon in anderen Posts vorgekommen sind. Mit dieser Betrachtung der Opposition möchte ich zeigen, dass es auch wirklich keine ernstzunehmende Alternative zu buf gibt - noch ein Grund neben den vielen schon vorgetragenen, positiven Argumenten - um diese Listen zu unterstützen.

Und nun werde ich mit einer kleinen Erinnerung anfangen. Heute Nachmittag werde ich die erste große deutsche Stadt besuchen, in der ich während meines ersten Aufenthaltes in diesem Land im Rahmen eines Austausches mit einer Realschule aus Solingen vor genau zehn Jahren gewesen bin: Köln. Als atheistischer, aber kulturkatholisch geprägter Mensch freue ich mich schon darauf, die vermeintliche Grabstätte der Heiligen Drei Könige in dem grossartigen Kölner Dom wieder besichtigen zu können. Dieses Symbol hat eine grosse Bedeutung für mich, weil es mich an eine Tradition meines Heimtlandes erinnert, die ich sehr schön finde. In Spanien werden die Weihnachtsgeschenke nämlich erst in der Nacht vom 5. zum 6. Januar verteilt, und zwar von diesen drei alten, weisen, immer gutmütigen und heutzutage auch das friedliche Miteinander der Kulturen inkarnierenden Gestalten: Melchior, Kaspar und Balthasar. Sie kommen am 5. Januar in jedem Ort auf Kamelen, mit dem Schiff oder sogar mit einem Hubschrauber an, nachdem ihre Pagen einige Wochen lang die Wünsche der Kinder gesammelt haben; sie ziehen in grossartigen Umzügen durch die Strassen der spanischen Städte, werden von den Pasodoble spielenden Dorf- und Stadtorchestern begleitet, werden von den OberbürgermeisterInnen im Empfang genommen, halten Reden auf den Balkonen der Rathäuser, wo sie die Kindern daran erinnern, dass sie sich gut verhalten und von ihrer Reise aus dem Orient berichten sollen, die von Bildern der Armut und des Kriegs geprägt worden sind und sie zu einem solidarischen Bewusstsein bewegt haben. Und in den spanischen Häusern lassen die Kinder ihre Schuhe vor der Tür, neben drei Gläser Schnapps für Ihre Königlichen Hochheiten und etwas hartem Brot für deren Kamele. Und am 6. Januar wachen die Kinder in voller Vorfreude auf die Geschenke auf, die Ihre Majestäten bei ihrem Besuch hinterlassen haben. Dann feiern die Familien zusammen den letzten Weihnachtsfeiertag, während sich die drei Könige schon auf dem Weg zurück in ihre Heimat im Orient befinden, um sich dort im Laufe des Jahres zu erholen und alle Vorbereitungen für das nächste Jahr zu treffen.

Und nun kann man die Opposition mit den Heiligen Drei Königen vergleichen. Aber während diese drei Gestalten aus dem Orient Freude, Hoffnung und Gutmütigkeit verteilen, kommen die Gruppen aus der Opposition eine Woche vor dem Wahltag, um demagogische Sprüche auf ihren Plakaten zu verteilen. Den Rest des Jahres sitzen sie auf ihren Bänken im AStA und schlafen.

Im Laufe meiner zweijährigen Übernahme von buf-Sitzen im AStA konnte ich dies sehr genau beobachten - und ich habe mir sehr oft, beinahe in jeder Sitzung, eine ernste und harte Opposition für buf erwünscht, von der nie etwas zu spüren war. Die Mandatsträger der JuLis sind oft nicht erschienen, auch unregelmässig war die Teilnahme von der RCDS. Dass auch buf-Mandatsträger nicht immer anwesend waren, ist zu bemängeln. Diese Abwesenheit wird aber bei schwerwiegenden Fällen durch die Tatsache vertretbar, dass buf auch andere Mandatsträger hat, um ihre Standpunkte zu vertreten. Wenn aber der einzelne Mandatsträger von einer kleinen Gruppe fehlt, bedeutet dies, dass alle Wähler dieser Gruppe ihrer Vertretung beraubt werden - und zwar nicht vom bösartigen, undemokratischen buf, sondern von ihren Vertretern selbst!

Aber auch bei ihrer Anwesenheit habe ich mich nach einer Opposition gesehnt. Manchmal wachen sie von ihrem einjährigen Schlaf auf und stellen einige Fragen, manchmal auch sogar mit kritischem Anspruch. Diese Fragen verdeutlichen aber nur, dass sie sich vor der Sitzung sehr mangelhaft vorbereitet haben, und dass sie eher wenig Ahnung darüber besitzen, was genau in ihrer Hochschule passiert. Ich habe sogar oft den Eindruck, dass einige Mandatsträger ihr Stimmverhalten genau eine Minute vor der Abstimmung entscheiden. Und so kann sich die Antwort des AStA-Vorsitzenden von buf auf die Aufklärung von Sachfragen beschränken. Sehr selten habe ich im Laufe von diesen zwei Jahren erlebt, dass der Vorsitzende oder andere buf Vertreter wirklich in die Enge getrieben worden wären, weil die Fragen der Opposition einfach und schnell beantwortet werden konnten.

Dies sei aber so, weil buf zu intransparent sei und die Informationen nicht richtig vermittelt würden, würden sie jetzt antworten, wenn sie sich trauen würden, Kommentare in diesen Blog zu schreiben (die Einladung hierfür haben sie erhalten). Dagegen kann man sie daran erinnern, dass unsere FSK-Sitzungen öffentlich sind, und dass der Vorstand immer genau und präzise geantwortet hat, wenn ihm Fragen gestellt wurden. Aber man muss eben diese Fragen stellen. Der Vorwurf, wir seien intransparent, ist unglaubwürdig und verdeutlicht nur noch einmal mehr die hochschulpolitische Inkompetenz und das Desinteresse der hoschschulpolitischen Parteien. Wie ich schon gesagt habe, sind diese Jugendorganisationen der Parteien ungeeignet, die Interessen der Studierenden zu vertreten - dafür stecken sie zu tief in parteipolitischen Auseinandersetzungen, um sich wirklich um ihre Sitze im AStA kümmern zu können.

Und so bin ich immer wieder sehr überrascht, wenn ich im Wahlkampf ihre Plakate und ihre Vorwürfe lese. In Spanien fangen die Kinder mit etwa sieben, acht, neun Jahren an, sich zu fragen, was hinter den Heiligen Drei Königen steckt, wer wirklich die Geschenke an den Eingang der Wohnungen stellt. Und ich habe während meiner zweijährigen Anwesenheit im AStA ganz genau erleben können, was aus den Opppositionsgruppen nach ihren harten Wahlkampfparolen nach dem Wahltag wird: Eine schläfrige, unvorbereitete, demotivierte Opposition. Es muss also darum gehen, ihre Wähler darüber aufzuklären. Studierende sind schon zu alt, um an ein einwöchiges Wunder, das einmal im Jahr stattfindet, zu glauben.

Und jetzt geht's nach Düsseldorf und Köln, um den Aufenthaltsort der Heiligen Drei Königen zu besuchen!

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